Blutzeugen

Dompropst Bernhard Lichtenberg

Von 1900 ab wirkte Bernhard Lichtenberg in der Berliner Seelsorge. 1931 berief ihn Bischof Dr. Schreiber in das Domkapitel, 1938 erhielt er die Würde des Dompropstes.

Als er im Frühjahr 1935 von dem damaligen Sekretär der Sozialdemokratischen Landtagsfraktion einen zuverlässigen Bericht über die Bestialitäten im Lager Esterwege erhielt, zögerte er nicht einen Augenblick und versuchte zu Göring vorzudringen, um dort Protest einzulegen. Er kam aber nur bis zu dem Ministerialbüro und übergab dort den Bericht. Als Lichtenberg nach Kriegsausbruch sichere Kunde darüber erhielt, dass in Heil- und Pflegeanstalten ungezählte Tausende umgebracht wurden, schrieb er am 28. August 1941 einen flammenden Protest an den Reichsärzteführer Dr. Conti, den er in Abschrift der Reichskanzlei, den Reichsministerien und der Geheimen Staatspolizei zustellte.

Dr. Erich Klausener

Das zweite Grab hat am Vorabend der Konsekration der Gedenkkirche in einem Sarkophag die Urne mit der Asche Dr. Erich Klauseners aufgenommen, die bisher auf dem St.-Matthias-Friedhof in Berlin-Tempelhof ruhte. Ministerialdirektor Dr. Klausener hatte von 1928 bis 1934 den Vorsitz der Katholischen Aktion im Bistum Berlin inne.

Nach dem 30. Januar 1933 hegte er zunächst die Hoffnung, dass der Nationalsozialismus der katholischen Kirche innerhalb seiner Herrschaftsform Lebensmöglichkeit belassen würde. Unbeirrbar vertrat er öffentlich die Auffassung, dass die Erneuerung unseres Volkslebens notwendig der Kraft der Religion bedürfte. »Aber wir müssen uns alle klar werden und sein, dass mit äußeren Mitteln allein die sittliche Wiedergeburt unseres Volkes nicht bewerkstelligt werden kann; wenn die Revolution der nationalen Erhebung nicht begleitet wird von einer Revolution der inneren geistigen Erneuerung, dann ist alle Kraft und alle Arbeit und alles Mühen vergebens. Und hier stehen wir erst am Anfang!«, führte Klausener am 25. Juni 1933 im Grunewald-Stadion vor 50000 Katholiken aus.

Jesuitenpater Alfred Delp

Für die ungezählten Blutzeugen, deren Asche man in alle Winde zerstreute, stehe hier stellvertretend einer, der unweit der Gedenkkirche am Galgen von Plötzensee starb: Pater Alfred Delp. Denn er hat wie wenige andere durch sein im Blick auf den sicheren Tod formuliertes Wort auf die Überlebenden eingewirkt.

Noch Student, hatte Alfred Delp schon sein erstes Buch veröffentlicht. Es beschäftigte sich mit Heideggers Philosophie, hieß »Tragische Existenz« und war leidenschaftliche Zeitkritik. Darin stand: »Das ist die Tragik (unserer Zeit), dass sie den Menschen nicht findet, weil sie Gott nicht sucht, und dass sie Gott nicht sucht, weil sie keine Menschen hat.«

Helmuth James Graf von Moltke

Helmuth James Graf von Moltke wurde am 11. März 1907 in Kreisau geboren. Der schlesische Gutsherr und in Berlin tätige Jurist lehnte den Nationalsozialismus von Anfang an ab. Dieser mußte seiner Ansicht nach zwangsläufig zur Katastrophe führen.

Schon bald nach der Machtübernahme im Januar 1933 sammelte er auf seinem Gut in Kreisau Menschen aus verschiedenen Schichten. Dieser Gruppe mit unterschiedlichen weltanschaulichen und politischen Richtungen ging es weniger um die Beseitigung Hitlers, als vielmehr um die Schaffung einer neuen Ordnung für ein Deutschland nach Hitler.

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