RUNDGANG TEIL 3

Die Unterkirche

Die beiden kurzen, schwarzen Mauern, welche innerhalb des Platzes den Baukörper tragen, bilden das Portal, fassen zwischen sich die Treppe, die zur Oberkirche führt, und bergen in ihrem rückwärtigen Teil eine kleine Unterkirche. Diese ist in gewissem Sinne das Herzstück des Feierraumes, mit dem sie die dunklen Wände gemeinsam hat.

Wenige Stufen führen hinunter, so dass ein krypta-ähnlicher Raum entsteht, der bewusst in einer schwachen Belichtung belassen wurde. In der Unterkirche verdichtet sich die Gedenkstätte, die sich außen in monumentalen Ausmaßen entfaltet, zu einem strengen und intimen Gebetsraum. Sie ist eine Grabkirche. Dem Altar sind drei Gräber seitlich zugeordnet. Das linke Grab birgt die Überreste von Dompropst Bernhard Lichtenberg, das rechte Grab die Asche von Dr. Erich Klausener. Beide, der Priester und der Laie, waren Blutopfer des Glaubens in der Zeit des Nationalsozialismus.

 

Sie fassen zwischen sich ein Symbolgrab, dessen Inschrift lautet:

“Allen Blutzeugen, denen das Grab verweigert wurde.
Allen Blutzeugen, deren Gräber unbekannt sind.”

 

In der Unterkirche wird der frühchristliche Baugedanke des Martyrions wieder aufgegriffen, der in den Krypten des Mittelalters mit den Reliquien der Heiligen weitergeführt worden war. Die beiden Blutzeugen aus der Gegenwart stehen stellvertretend zugleich für alle Glaubenszeugen, die im 20. Jahrhundert vielleicht in größerer Zahl ihr Leben hingaben als in der Verfolgungszeit der frühen Kirche.

Hinter den Gräbern erhebt sich eine Pietà ein Werk von Fritz Koenig. In dieser Gruppe der heiligen Mutter mit ihrem göttlichen Sohn im Schoß wird zum zweitenmal der Name “Regina Martyrum” gedeutet. Erscheint sie über dem Portal in der sieghaften Überwindung des Drachens, als Gebärerin des Erlöser Christus, so trägt sie hier den Tod des Sohnes mit. Ist ihre Gestalt dort als Zeichen der Endzeit zugleich in die streng formulierte Heraldik einer Architekturplastik reduziert, so tritt sie hier in die religiöse Erfahrbarkeit und Versenkbarkeit eines Andachtsbildes. In der Pietà. der Unterkirche ist die Fülle mütterlichen Schmerzes, ist das Mitleiden des Todes Christi durch Maria heiliges Bild geworden. Bei allem Darbieten und Zeigen des göttlichen Leichnams durch die Mutter, bei allem Hereinnehmen in sich zu neuer, schmerzvoller Geburt ist die Gottesmutter doch voller Erhabenheit, Größe und Hoffnung, so dass sie allen Märtyrern in Christus eine königliche Mutter ist.