RUNDGANG TEIL 1
Der Feierhof
Das gestaltende Element dieser Ordnung und Einteilung des Bezirkes sind hohe, betongegossene Wände. Bei der Gedenkstätte sind die Wände mit schwarz-grauen, aus Basaltkiesel gegossenen Platten bedeckt, die in sich einen schweren Ernst tragen. Sie erinnern in etwa an Gefängnismauern, ohne es sein zu wollen. Die Architekten beabsichtigten, eine dunkle Zone zu schaffen, eine Zone der Trauer und des Todes.
Man gelangt in den Hof über einen Vorplatz beim Gemeindesaal und auf der gegenüberliegenden Seite durch den Turm. Ursprünglich war vorgesehen, mit einer hohen, schlanken Turmnadel ein ragendes Zeichen zu setzen, aber der Plan musste aus Gründen der Flugsicherung noch während der Bauzeit geändert werden. Der Turm wurde auf eine torähnliche Gestalt reduziert, die sich aus dem Winkel der Umfassungsmauern und deren Überführung in die Vertikale bildet. Der Turm trägt fünf Glocken. Zwei Schrifttafeln mit Texten von Papst Pius XII. und Julius Kardinal Döpfner weisen an der Außenseite der Mauer auf den Sinn der Gedenkstätte hin.
Die Feierstätte, die bis 10000 Menschen fassen kann, hat ihr Zentrum in einem Freialtar. Eine leichte Treppung des Platzes führt hinab zu ihm. Der mächtige, bronzene Block ist in seinem Sockel von einem Dornenmotiv umfasst. In dieser Krone ist ein Zeichen gesetzt, das den Altar in besonderer Weise als Stätte des Gedächtnisses des Todes Christi kennzeichnet. Alles Leiden und Sterben, dessen in diesem Raum gedacht wird, findet im Erlösungswerk Christi seine Deutung.
Dunkle Mauern und Kreuzweg
Diesem Gedanken dient auch der große Kreuzweg, der sich auf der rechten Längswand des Hofes hinzieht, und in seiner Weise zum Altare führt. Altar und Kreuzweg sind Werke des Bildhauers Otto Herben Hajek. In mehreren, verschieden großen Gruppen sind die Stationen des Kreuzweges zusammengefasst; in ihren Umrissen und mehr noch in der Gestalt des Kreuzes, das als beherrschendes Zeichen immer wieder hervortritt, ist der Weg und das Gehen bezeichnet. Dreimal erscheint auch die Krone als betontes Symbol, so dass auch darin die Hinordnung zum Altar sichtbar wird. Den Abschluss dieses Bewegungszuges nach vorne bildet eine Gruppe, die jenseits des Altarraums den Ostermorgen mit den Frauen am Grab darstellt.
Die dunklen Mauern und der Kreuzweg sind die prägenden Faktoren des großen Raumes für die Gedenkfeier. Bild und Architektur übernehmen als gleichgewichtige Werte die Interpretation der Zone des Todes. Diese Zone ist aber zugleich in wörtlichem Sinne Sockel für die Kirche, die als heller, lichter Schrein auf ihr ruht. Aus dem einfachen und doch so sinnfälligen Dualismus von dunkler Tragform und darüber ausgespanntem, leuchtendem Baukörper formt sich eine architektonische Deutung von Nacht und Tag, Tod und Leben, Schuld und Erlösung.