Die Gedenkkirche

„Wie eine österliche Verheißung im Angesicht von Plötzensee“  Architekt H. Schädel

 

Maria Regina Martyrum wurde 1960-1963 als „Gedächtniskirche der deutschen Katholiken zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit aus den Jahren 1933-1945“ erbaut. Der damalige Berliner Bischof Julius Döpfner beauftragte den Würzburger Diözesanbaumeister Hans Schädel und den Architekten Friedrich Ebert mit dieser Aufgabe.

 

Maria Regina Martyrum ist Schädels einziger Längsbau, geostet und zugleich nach Plötzensee ausgerichtet. Das Licht der aufgehenden Sonne soll durch die Fensterbänder seitlich des Altargemäldes in den Kirchenraum einfallen, „wie eine österliche Verheißung“, – eine Zusage von Leben – „im Angesicht von Plötzensee“ – dem Ort qualvollen Sterbens.

Kirchenrundgang

Plötzensee

Ort des Grauens. Mehr als 2.880 Todesurteile wurden hier während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vollstreckt.

Es waren Deutsche, Tschechen, Polen, Franzosen, Österreicher, Niederländer, Belgier und Angehörige anderer Nationen. Die meisten von ihnen hatten in irgend einer Form, allein oder in Gruppen Gleichgesinnter, gegen das Unrechtssystem des Nationalsozialismus Widerstand geleistet.

Die Verbindung zu Plötzensee ist für die Gedenkkirche „Maria Regina Martyrum“ ebenso wichtig wie für die benachbarte evangelische Gedenkkirche Plötzensee und für das 1984 gegründete Karmelitinnenkloster Regina Martyrum.

 

Maria Regina Martyrum

Ort des Gedenkens. Der Besucher betritt vom Heckerdamm her den weiträumigen „Feierhof“, der von hohen, mit schwarzen Basaltkieselplatten verkleideten Mauern eingegrenzt wird. Er erinnert an den Appellplatz eines Konzentrationslagers. Der Glockenturm kann an den Wachturm eines KZ erinnern. Der mit weißen Marmorkieselplatten besetzte, gewaltige Baukörper der Kirche schwebt gleichsam über der dunklen Zone des Feierhofes.

Den Eingang zur Kirche markiert die im Sonnenlicht strahlende, vergoldete Portalplastik von Fritz Koenig, die „apokalyptische Frau“.

In dem monumentalen Kreuzweg von Otto Herbert Hajek (1927–2005) findet der Betrachter Stationen des Kreuzweges Jesu mit den Leiden der Menschen verwoben.

„Ich habe für Berlin 1960-63 ein Gedächtnismal geschaffen, das ein Mahnmal für die Welt geworden ist. Ich versuchte, das Leid, das Christus auf sich genommen hat, um einen Weg für andere zu gehen, zu sterben, zu übersetzen in unsere Zeit! Es ist der Weg eines Menschen von der Verurteilung bis zur Grablegung. Stationen des Leides, Menschen, die sich begegnen, schauen, wie ein Weg eines Menschen uns verändert...“O.H. Hajek über seinen Kreuzweg für Maria Regina Martyrum

Eine durchgehende, steile Treppe führt in die Oberkirche. Hier wird das Auge des Besuchers sofort auf das gewaltige Altargemälde von Georg Meistermann gelenkt: Chaos, Untergang sind in Form und Farbe ausgedrückt. In der Mitte einer gewaltigen Farbspirale taucht wie eine Verheißung das Lamm auf – Befriedung im Zeichen der Gewaltlosigkeit.

Während der Sanierung und Umgestaltung der St. Hedwigskathedrale befindet sich das Grab des seligen Bernhard Lichtenberg im Seitenaltar der Oberkirche.

In der Unterkirche/Krypta die Inschrift: „Allen Blutzeugen, denen das Grab verweigert wurde, allen Blutzeugen, deren

Gräber unbekannt sind.“ Die Pietà von Fritz Koenig übernimmt das mittelalterliche

Motiv und steigert es ins Monumentale. Die Gestalt der Mutter hält den Leichnam des Sohnes in ihrem Schoß in einer Mischung von Größe und Menschlichkeit. Sie hält ihn und bietet ihn dar.

Herzliche Einladung, diesen Ort zu erkunden, diesem Ort zu begegnen!

 

Text: Karmel Regina Martyrum

Historische Texte zur Gedenkkirche