Beitrag von Sr. Teresia Benedicta

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Leben mit der Gedenkkirche

Meine erste Begegnung mit der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum fällt in das Jahr 1996. Weil mir ein Freund nahe gelegt hatte, ich solle einmal die Gedenkstätte Plötzensee besuchen, führte mich mein Weg eher zufällig von dort nach Regina Martyrum. Tage später nahm ich an einem Abendlob der Schwestern teil – der Beginn einer eigenen Wegsuche, die vier Jahre später ihre konkrete Fortsetzung darin fand, dass ich seitdem als Karmelitin an diesem Ort präsent bin. Dass ich nur wenige Jahre später die Chorgebete mit meinem Gesang bereichere, hätte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht gedacht.

Teil dieser persönlichen Wegsuche war die Auseinandersetzung mit der Frage, ob ich ein Leben in so unmittelbarer Nachbarschaft zur Gedenkkirche leben könnte, die mich immer wieder an ein dunkles Kapitel in unserer deutschen Geschichte erinnert. Und so begann ich – aufgewachsen in der früheren DDR, in der ein Gedenken an die Jahre 1933 – 1945 vor allem dem kommunistischen Widerstand galt – mich mit dem Anliegen dieser Kirche und den Menschen, die aus Glaubens- und Gewissensüberzeugung Widerstand geleistet haben, zu beschäftigen und die aktuelle Brisanz zu spüren. Das Gebet ist ein besonderer Schwerpunkt unseres Lebens. Wir Karmelitinnen versammeln uns mehrmals am Tag in der Krypta der Gedenkkirche zu Gebet bzw. Gottesdienst, wozu Gäste jederzeit herzlich willkommen sind. Unser Beten konkretisiert sich, wenn wir bei unseren Gebetszeiten in freien Fürbitten die vielen Anliegen und Nöte von Menschen und die großen weltpolitischen Themen mit hineinnehmen, sie vor Gott zur Sprache bringen und auf diese Weise mit den Leidenden unserer Tage versuchen solidarisch zu sein. So beten wir nach jedem Mittagsgebet vor der Pietà um Frieden und wissen uns in diesem Anliegen vereint mit allen Menschen, die auf vielfältige Weise Schritte des Friedens wagen. Schwester Gemma Hinricher, die 1. Priorin des Berliner Karmel (sie starb 1990), fasst zusammen, was unser Dienst hier vor Ort bedeuten kann und was mir selbst zu einem Herzensanliegen geworden ist: „Die Karmelitin muss in bewusster Bereitschaft die Angst der Menschen, die Not ihrer Gottferne, ihres Nicht-mehr-glauben-Könnens, ihre Verlassenheit, ja alle Hoffnungslosigkeit der Verzweifelten, jeden Aufschrei nach Liebe und Geborgenheit, alle Not, alles Leid und alle Glaubenslosigkeit ihrer Zeit in sich aufnehmen, mit ihrer ganzen Existenz dafür einstehen und in freiwilligem Eingehen in die Gehorsamstat Christi vom Vater über sich verfügen lassen.“

Schwester Teresia Benedicta Weiner, Karmel Berlin

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Gedenkkirche
Maria Regina Martyrum

Heckerdamm 230, 13627 Berlin | gedenkkirche@erzbistumberlin.de

Offene Kirche: Täglich 08-18 Uhr