Die Kunstwerke – Der Kreuzweg

Der Kreuzweg

von Otto Herbert Hajek (1927-2005)

Das künstlerische Werk von Otto Herbert Hajek beschäftigt sich seit längerer Zeit mit dem Verhältnis von Form und Raum. Es entstanden in verschiedenen Variationen raumbildende Plastiken. Bei der Gestaltung des Kreuzweges war es zunächst das Anliegen von Hajek, die vorgegebene Raumsituation zu meistern. Gegeben war eine fast vier Meter hohe, langhinziehende, schwarze Mauer, die – unter freiem Himmel stehend – einen weiten Platz begrenzt. Der Platz selbst ist sowohl Vorraum zur Kirche als auch Feierstätte für Gedenkstunden. Beide Funktionen geben dem Hof eine Hinordnung, einmal auf das Portal, zum anderen auf den Freialtar; in beiden Fällen vollzieht sich auf ihm eine körperliche bzw. geistige Bewegung.

Der Kreuzweg
Gesamtansicht Kreuzweg
Der Kreuzweg vom Freialtar aus gesehen
Der Feierhof mit dem Kreuzweg und dem Glockenturm kurz nach der Fertzigstellung

Eine Bewegung liegt auch im Wortsinn von Kreuzweg. Im Gehen sollen die Leidensstationen des Herrn betrachtet werden. Hajek fasste zunächst die 14 Stationen in sechs verschieden große Gruppierungen zusammen und fügte in einem Abstand davon – jenseits des Altarraums – noch eine 15. Station, den Ostermorgen, hinzu. Mit ·einer sehr differenzierten Gestaltung dieser 7 Gruppierungen, in denen sich ein Wechsel von ausgespannt und geballt, gedrängt und umrissstark, nieder und hoch vollzieht, rhythmisiert er die Wand als Fläche und bringt sie in Bewegung. Die einzelnen Formen sind einander zugeordnet, es geschieht in ihnen ein Ablauf, der in der 5. Gruppe seine höchste Erhebung und eine vollräumliche Ausbildung findet. Hier hat der Weg seinen Höhepunkt. Er endet in der letzten, sehr statischen Gruppe. Der kraftvollen Bewegung von rechts nach links, die im Durchschreiten des Platzes mitvollzogen wird, antwortet eine zweite, rein plastische, die von einer reliefhaften Bindung an die Wand bis zur freiplastischen Ablösung von ihr reicht. In dem Wegcharakter der Plastiken hat das Kreuz die tragende Rolle. Alles Gehen, aber auch alles Verweilen, wird von ihm bestimmt und ausgesagt. In verschiedenen Gestaltformen, geschlossen oder gespalten, flächig oder körperlich, parallel oder senkrecht zur Wand vollzieht es den Ablauf und das Stehen, den Weg und die Station. Neben dem Kreuz hat die Dornenkrone eine gestalterische und zeichenhafte Bedeutung. Ihre Verwendung im geistigen Zentrum des Platzes, am Altar, gibt ihr eine Erhöhung zum Symbol. Sie kommt wieder am Anfang des Kreuzweges und in seinem Höhepunkt.

Zunächst scheint es, als würden diese beiden Zeichen, Kreuz und Krone, von einem reich modellierten Grund getragen und begleitet. Aus diesem Grund lösen sich aber beim betrachtenden Gehen, Bedenken und Beten aus Elementen von Flächen und Formakzenten .einzelne Gebilde heraus, ohne sich zu verselbständigen. Sie bleiben verhalten, sind gehalten und eingebunden in den Grund. Sie tauchen gleichsam für einen bewegten Augenblick auf. Diese Gebilde sind nicht Gestalten im Sinne von darstellenden Figuren, sie sind vielmehr selbst wieder Zeichen, die zu den tragenden Zeichen von Kreuz und Krone hinzutreten. Sie verdichten sich gelegentlich zu klar lesbaren Figurationen, um dann wieder nur in Andeutungen zu deuten. Die Nachbarschaft dieser lesbaren Zeichen zu inhaltsfreien, rein raumbildenden oder akzentsetzenden Gebilden verhindert ihre rein gegenständliche Isolation. Der Gegenstand des Kreuzweges ist das Kreuz in seinem Gehen.

Hier finden Sie eine Beschreibung der einzelnen Gruppen und Kreuzwegstationen

I. Gruppe – Station 1

II. Gruppe – Stationen 2 und 3

III. Gruppe – Stationen 4, 5 und 6

VI. Gruppe – Stationen 7 bis 11

V. Gruppe – Station 12

VI. Gruppe – Stationen 13 und 14

VII. Gruppe – Auferstehung, Frauen am Grabe

Alle Bilder des Kreuzweges finden Sie in der “Galerie Kreuzweg”