Die Krippe der Gedenkkirche

Die Weihnachtskrippe der Gedenkkirche

Mitte der 1960er Jahre schuf der Berliner Holzbildschnitzer Rudolf Heltzel eine Weihnachtskrippe für die Gedenkkirche Maria Regina Martyrum. Neben den Personen, die bei einer solchen Darstellung üblicherweise ins Bild gebracht sind – Maria, Joseph und das Jesuskind – zeigt diese Krippe Persönlichkeiten des 20.Jahrhunderts.

Foto: Franka Bruns © Karmel Berlin

Als erste zwei Vertreter aus der Gruppe derer, die im Widerstand gegen den Naziterror ermordet wurden:

Pfarrer Dr. Max Josef Metzger. Er hatte als Militärpfarrer am ersten Weltkrieg teilgenommen und wurde nach den Erfahrungen dieser Jahre zum engagierten Verfechter pazifistischer Ideen. Er schuf Kontakte zu Gleichgesinnten in ganz Europa. Als Begründer der UNA SANCTA setzte er sich für die Überwindung konfessioneller Grenzen ein. Mehrfach von der Gestapo verhaftet, wurde er im Oktober 1943 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 17. April 1944 in Brandenburg-Görden unter dem Fallbeil hingerichtet.

Rudolf Mandrella. Er war Jurist. Als Marinesoldat hatte er in Stettin Kontakte zu einem kirchlich orientierten Gesprächskreis, in dem Fragen des Widerstands diskutiert wurden. Wegen regimekritischer Äußerungen wurde er denunziert, verhaftet und vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt. Auch er wurde in Brandenburg-Görden hingerichtet, am 3. September 1943.

Eine weitere Figur an der Krippe ist Pfarrer Ernst Thrasolt. Er stammte aus Trier, kam 1915 nach Berlin. In den zwanziger Jahren galt er hier als geistlicher Mittelpunkt kirchlich orientierter Jugendbewegung. Wegen seiner schriftstellerischen Fähigkeiten wurde er “Priesterdichter” genannt. Er befasste sich unter anderem mit Themen der Friedenserziehung.  Mit Pfarrer Josef Metzger verband ihn eine langjährige Freundschaft. Er starb im Januar 1945, wenige Wochen vor Kriegsende.

Zu der Gruppe derer, die dem Nationalsozialismus öffentlich widersprochen haben gehört auch  Konrad Kardinal von Preysing. Er war seit 1935 Bischof von Berlin. Intensive Kontakte pflegte er zu Kreisen des zivilen Widerstands, vor allen Dingen zu Helmuth James Graf von Moltke, und förderte die Aktivitäten des von ihm begründeten “Bischöflichen Hilfswerkes für nichtarische Christen”, dessen Leitung er Propst Lichtenberg übertragen hatte. Kardinal Preysing wird heute in Fachkreisen zur erweiterten Gruppe des “Kreisauer Kreises” gezählt. Am 24. Dezember 1945 berief Papst Pius XII. ihn in das Kardinalskollegium. Er starb am 21. Dezember 1950.

Eine Gruppe kirchlicher Amtsträger steht für die Aufbrüche in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils. Papst Paul VI. war in der Zeit, als die Kirche Maria Regina Martyrum erbaut wurde, als Bischof von Rom Pontifex Maximus. In seiner Amtszeit wurde das Zweite Vatikanische Konzil nach dreijähriger Beratungszeit am 8. Dezember 1965 mit der feierlichen Schlusssitzung beendet. Die ganze Christenheit war in diesen Jahren von einer starken ökumenischen Aufbruchstimmung gekennzeichnet. Es ist Grund dafür, warum der Bildhauer Rudolf Heltzel zwei weitere kirchliche Amtsträger in seine KrippendarsteIlung aufgenommen hat: Otto Dibelius, der von 1945 -1966 Bischof der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg war. Er gehörte in der Nazizeit zum inneren Kreis der „Bekennenden Kirche“. Von 1949 – 1961 war er auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Patriarch Athenagoras war in jenen Jahren ökumenischer Patriarch von Konstantinopel. Papst Paul VI. war 1964 anlässlich seiner Pilgerfahrt durch das Heilige Land mit ihm in Jerusalem zusammengetroffen; die herzliche Umarmung der beiden bei dieser Gelegenheit war die erste Begegnung zwischen einem römischen Papst und einem ökumenischen Patriarchen seit 1439.

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