Vortrag Pfarrer Dr. Petro Müller

ALFRED DELP – ANSÄTZE EINER ÖKUMENISCHEN THEOLOGIE UND PRAXIS

aus einem Vortrag von Pfarrer Dr. Petro Müller im Ökumenischen Gedenkzentrum Plötzensee am 29. April 2010 

Praktische Ökumene in Kreisau

Der Widerstandskreis, der sich ab 1940 um Helmuth James von Moltke und Peter York von Wartenburg bildete, kann als eine Art „Freundeskreis“ in äußerst ausdifferenzierter Zusammensetzung verstanden werden. Zu diesem Kreis, einer Gruppe von Vertretern unterschiedlicher Berufsstände, sozialer Schichten und politischer Richtungen, waren bewusst Vertreter der christlichen Kirchen eingeladen worden. Konkret von katholischer Seite die drei Jesuitenpatres Augustin Rösch, Lothar König und Alfred Delp. Delp erst ab dem Frühjahr 1942, da Graf Moltke Rösch, den Provinzial, um einen Soziologen gebeten hatte, „mit dem er vor allem die Arbeiterfrage und die Frage der Wiederverchristlichung der deutschen Arbeiterwelt besprechen könne“ (18). Andere engagierte Laien-Katholiken kamen dazu: Hans Peters, Paulus van Husen und Hans Lukaschek.

Von evangelischer Seite nahmen an den Besprechungen teil: Theodor Steltzer, Otto Heinrich von der Gablentz sowie die Theologen Eugen Gerstenmaier und Harald Poelchau, der seit 1933 Gefängnispfarrer in Berlin-Tegel war. Poelchau, einst Tillichs Assistent in Frankfurt, hatte über Soziologie promoviert und war beeinflusst von den Ideen des „religiösen Sozialismus“. (19) Also nochmals eine mögliche inhaltliche öku- menische Brücke.

In Kreisau trafen beide Ansätze aufeinander, Delps Gedankengut und Tillichs über dessen einstigen Schüler.

Die Widerstandsgruppe konnte sich eine Zusammenarbeit und die Planungen für ein künftiges Deutschland nach dem III. Reich nur vorstellen unter Einbeziehung der jeweiligen Kirchenleitungen. So gab es im Gesprächsprozess Rückbindungen an katholische und evangelische Bischöfe. Für die katholische Seite: Bischof Konrad von Preysing (Berlin), Kard. Michael Faulhaber (München) sowie Johannes B. Dietz (Fulda). Molke selbst, der ja evangelisch war, kontaktierte die katholischen Erzbischöfe Bertram (Breslau), Faulhaber (München) und Rohracher (Salzburg) sowie die Bischöfe von Preysing (Berlin) und Dietz (Fulda).20 Für die evangelische Seite knüpfte Gerstenmaier Kontakte zu Landesbischof Theophil Wurm (Stuttgart).

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