Der sl. Dompropst Bernhard Lichtenberg
Von 1900 ab wirkte Bernhard Lichtenberg in der Berliner Seelsorge. 1931 berief ihn Bischof Dr. Schreiber in das Domkapitel, 1938 erhielt er die Würde des Dompropstes.
Als er im Frühjahr 1935 von dem damaligen Sekretär der Sozialdemokratischen Landtagsfraktion einen zuverlässigen Bericht über die Bestialitäten im Lager Esterwege erhielt, zögerte er nicht einen Augenblick und versuchte zu Göring vorzudringen, um dort Protest einzulegen. Er kam aber nur bis zu dem Ministerialbüro und übergab dort den Bericht. Als Lichtenberg nach Kriegsausbruch sichere Kunde darüber erhielt, dass in Heil- und Pflegeanstalten ungezählte Tausende umgebracht wurden, schrieb er am 28. August 1941 einen flammenden Protest an den Reichsärzteführer Dr. Conti, den er in Abschrift der Reichskanzlei, den Reichsministerien und der Geheimen Staatspolizei zustellte.
Von der Kanzel der St.-Hedwig-Kathedrale betete Lichtenberg beim Abendgebet: »Lasset uns nun beten für die Juden und für die armen Gefangenen in den Konzentrationslagern, vor allem für meine Amtsbrüder.«
Foto: MORUS-Verlag
Am 23. Oktober 1941 wurde Prälat Lichtenberg verhaftet. Das Sondergericht verurteilte ihn am 22. Mai 1942 zu zwei Jahren Gefängnis. Als ,er am 23. Oktober 1943 aus dem Gefängnis Tegel entlassen wurde, nahm ihn die Geheime Staatspolizei in Schutzhaft und verfügte, dass er wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit in das Konzentrationslager Dachau gebracht würde. Auf dem Weg nach Dachau – in Hof – erlöste der Tod am 5. November 1943 den großen Bekenner Christi.
Die sterblichen Überreste Lichtenbergs wurden auf dem alten St.-Hedwig-Friedhof in der Liesenstraße beigesetzt. Seit dem 13. August 1961 waren die Tore dieses Friedhofs, die in den Westteil Berlins führen, vermauert. Eine Überführung Bernhard Lichtenbergs in die Gedenkkirche »Maria Regina Martyrum« wurde von den Behörden Ost-Berlins verweigert.
Der Wunsch, dass Bernhard Lichtenberg seine letzte Ruhe in der Krypta der Gedenkkirche findet, ging nie in Erfüllung. Sein Grab ist in der Krypta der St. Hedwigs-Kathedrale, der Bischofskirche von Berlin.
Bei seinem Deutschlandbesuch 1996 hat Papst Johannes Paul II. Bernhard Lichtenberg am 23. Juni selig gesprochen. Sein Todestag, der 5. November, ist auch sein Gedenktag.
Gott und Vater aller Menschen,
in Treue zu Dir
widerstand der selige Bernhard Lichtenberg
ungerechter Gewalt.
In den Tod getrieben
hat er als Martyrer
bereitwillig sein Leben eingesetzt
für die Würde des Menschen.
Laß auch uns
stets nach Deinem Willen fragen
und dem Anruf unseres Gewissens folgen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Tagesgebet aus der Liturgie des Gedenktages
Mehr Informationen über Bernhard Lichtenberg
Das Diözesanarchiv des Erzbistums Berlin hat eine eigene Internetseite zu Bernhard Lichtenberg veröffentlicht:
bernhard-lichtenberg-kapelle.de