Der Jesuitenpater Alfred Delp
Für die ungezählten Blutzeugen, deren Asche man in alle Winde zerstreute, stehe hier stellvertretend einer, der unweit der Gedenkkirche am Galgen von Plötzensee starb: Pater Alfred Delp. Denn er hat wie wenige andere durch sein im Blick auf den sicheren Tod formuliertes Wort auf die Überlebenden eingewirkt.
Noch Student, hatte Alfred Delp schon sein erstes Buch veröffentlicht. Es beschäftigte sich mit Heideggers Philosophie, hieß »Tragische Existenz« und war leidenschaftliche Zeitkritik. Darin stand: »Das ist die Tragik (unserer Zeit), dass sie den Menschen nicht findet, weil sie Gott nicht sucht, und dass sie Gott nicht sucht, weil sie keine Menschen hat.«
Fotos: Nehk © 2012 | MORUS-Verlag
1907 in Mannheim geboren, als Fünfzehnjähriger zur katholischen Kirche übergetreten, trat er sofort nach dem Abitur in die Gesellschaft Jesu ein und wurde 1937 zum Priester geweiht. 1942 stieß er zu einer Gruppe verantwortungsbewusster Männer, die sich um den Grafen James von Moltke gesammelt hatten. In der Überzeugung, dass der Krieg verloren und der Untergang des nationalsozialistischen Regimes besiegelt sei, diskutierten sie die geistigen Grundlagen der Zukunft Deutschlands und ein soziales Programm, in dem sich Menschen aller Weltanschauungen treffen könnten. »Wir werden gehenkt, weil wir zusammen gedacht haben«, schrieb Graf Moltke, als er mit Delp zusammen zum Tod verurteilt worden war, an seine Frau.
Alfred Delp bejahte nüchtern das christliche Wagnis: »Es gibt Stunden, in denen jede Klugheit an ihre Grenzen geraten ist und das Sichere und Harte so und nicht anders einen undiskutierbaren Primat hat.« Der Mann, der immer etwas vornübergeneigt ging, als müsse er gegen starken Orkan anlaufen, hat Über die Stunde seines Todesurteils hinaus bis zuletzt gehofft, dass ein Wunder ihn retten werde. Er sah zuviel vor sich, dem er noch seine ganze Kraft schenken wollte. Mit gefesselten Händen hat er Zettel um Zettel in seiner Zelle geschrieben: Vermächtnisse eines großen, starken Geistes.
Am 8. Dezember 1944 konnte Alfred Delp in die Hand eines Mitbruders im Gefängnis Tegel die ewigen Gelübde ablegen. Er hat alle Furchtbarkeiten der Haft erleben müssen: Misshandlungen, Einsamkeit, Angst. Aber er starb mit der sieghaften Zuversicht des Zeugen Christi. Auf dem Weg zur Hinrichtung sagte er dem Gefängnisseelsorger: »In einer halben Stunde weiß ich mehr als Sie.«
»Beten und glauben!« hatte er auf den letzten Bestellzettel aus der Zelle an seine Freunde geschrieben und kurz zuvor: »Um das eine will ich mich bemühen: wenigstens als fruchtbares, gesundes Saatkorn in die Erde zu fallen und in des Herrgotts Hand.« Alfred Delp starb am 2. Februar 1945.
Seine Asche wurde auf die Felder gestreut. Hitler wollte das als Zeichen äußerer Vernichtung, aber ist es nicht Sinnbild? Die Blutzeugen sind Samenkorn und der Beginn neuer Hoffnung in unserem Volk. Mögen in dieser Hoffnung viele an der Gruft in »Regina Martyrum« beten.
Bücher und Medien
erhältlich in der Buchhandlung Der Kloster Laden
• Alfred Delp, Im Angesicht des Todes – Ignatianische Impulse, Echter
• Alfred Delp, Worte der Hoffnung, Echter
• Andreas Schaller: Lass dich los zu deinem Gott, Eine theologische Studie zur Anthropologie von Alfred Delp, Herder
• CD “Im Angesicht des Todes” mit ausgewählten Texten
• DVD “Alfred Delp – Jesuit im Widerstand”
• Vortrag von Pfarrer Fritz Delp am 25.01.2015 im Ökumenischen Gedenkzentrum Plötzensee