Eine Pfarrkirche als Gedenkstätte
Die Idee einer Gedenkstätte für die Blutzeugen der Glaubens- und Gewissensfreiheit war immer mit dem Plan verbunden, für eine Ortsgemeinde in Charlottenburg Nord eine Pfarrkirche zu bauen. Der Berliner Bischof Wilhelm Weskamm nannte 1952 die Notwendigkeit einer Pfarrkirche sogar noch an erster stelle. Diese Pfarrkirche könne dann auch eine Gedenkkirche sein.
Fotos: Burkhard Schmidt © www.klick14.de | Diözesanarchiv Berlin | MORUS-Verlag
“In Plötzensee zieht sich weit herum der Kranz der Gärten mit den Lauben; heute schon wohnen dort Menschen, und auf dem Bauamt verdichten sich die Pläne, dass bald Häuser erstehen und Familien dort wohnen. Die Kirche, die in der Nähe vom Gefängnis dort in Plötzensee einmal erstehen wird und bald erstehen muss, die Kirche in Plötzensee – sie könnte ein lebendiges Denkmal sein an das, was wir heute vor unserem geistigen Auge erstehen sahen.” (Bischof Wilhelm Weskamm bei einer Feierstunde des 75. Deutschen Katholikentages für die Blutzeugen am 23. August 1952)
So waren auch die Vorgaben bei der Ausschreibung eines Wettbewerbs für den Bau ganz deutlich auf ein “Pfarrzentrum” in Verbindung mir einer Gedenkstätte hin formuliert:
“Die Idee, in der Nähe der Hinrichtungsstätte von Plötzensee eine Gedächtniskirche zu errichten, wurde von der Notwendigkeit, in der gleichen Gegend ein neu es Pfarrzentrum zu gründen, gestützt und begleitet. In dem Wettbewerb, zu dem im Jahre 1958 vier Architekten eingeladen wurden, war die Verbindung von Gedenkstätte und Pfarrkirche zu einer einzigen Anlage auch bereits festgelegt. Damals war die Gegend am Schumacher-Damm mit Schrebergärten bedeckt, zu denen einige wenige unbedeutende Wohnblocks kamen. Die Architekten Hans Schädel und Friedrich Ebert, die aus dem Wettbewerb als Sieger hervorgegangen waren, schufen als erstes eine klare Ordnung in dem flachen Baugelände. Mit geradezu archaischer Strenge steckten sie eine viereckige Fläche ab und umfriedeten sie. Es entstand ein heiliger, abgesonderter Bezirk, ein Temenos. Dieser in sich geschlossene und abgeschlossene Raum wurde dann noch einmal unterteilt, in den größeren Platz der Gedenkstätte mit der Kirche und in ein Gemeindezentrum, das aus mehreren Baugruppen besteht.” (P. Urban Rapp OSB, künstlerischer und theologischer Berater der Architekten)